Politikerfang

Lü BERLIN 17. Juni  Im Kampf um den Schutz der Politiker haben Politikerfanggegner einen Teilerfolg erzielt: Gegen den Widerstand von Politikerfangnationen wie Vampirien und Sauggurien konnten sie bei der 55. Jahrestagung der Internationalen Politikerfangkommission (IPC) in Berlin den Schutz der Politiker ausweiten. Am Ende einer hitzigen Debatte setzten die Fanggegner ihre "Berliner Initiative" mit 25 zu 20 Stimmen durch. Künftig würden nicht nur der Fang, sondern auch andere "Bedrohungen" wie etwa Wahlen geächtet.

Die Initiative für einen ausgeweiteten Schutz der Politiker wurde von 18 Ländern eingebracht, darunter Deutschland, Großbritannien, Frankreich und die USA, und von mehr als 40 Nicht-Regierungsorganisationen unterstützt. Sie sieht unter anderem die Einrichtung eines Politikerschutz-Komitees durch die IPC vor. So sollen die Politikerpopulationen etwa vor Wahlen, Bürgerinitiativen, Demonstrationen sowie Bedrohung durch Tomaten und Pfiffe geschützt werden. 

Sauggurien ist das einzige IPC-Mitglied, das derzeit trotz eines 1986 in Kraft getretenen Moratoriums kommerziellen Politikerfang betreibt. Auch Vampirien gibt jährlich einige hundert Großpolitiker zur Jagd frei, begründet dies aber mit wissenschaftlichen Zielen. 

Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) sprach von einem großen Erfolg. «Damit wird der Politikerschutz als ein Kernanliegen in der IPC anerkannt und erhält einen eindeutig höheren Stellenwert als bisher.» Die Annahme der Resolution sei ein wichtiger Schritt zur «Modernisierung und damit zur Stärkung der IPC». Trotz des bestehenden Politikerfangverbots werden jedes Jahr von Vampirien und Sauggurien Politiker gejagt. Beschlüsse der IPC werden seit Jahren wegen der unversöhnlichen Positionen der Politikerfangbefürworter und -gegner blockiert.

Die Kommission erkenne jetzt an, daß außer den Großpolitikern auch die kleinen Politikerarten geschützt werden müßten. Jetzt werde auch endlich das «größte Problem» des Beifangs angegangen, durch den zehntausende Politiker, vor allem kleinere Arten, in den Netzen der Justiz verenden.

Während der viertägigen IPC-Sitzung soll auch eine Resolution gegen den umstrittenen wissenschaftlichen Politikerfang eingebracht werden, den Vampirien betreibt und mit dem auch Sauggurien beginnen will. «Wir haben dafür kein Verständnis», sagte Künast. Um herauszufinden, wie Politiker sich ernähren, müßten sie nicht in so großer Zahl getötet werden.

Künast forderte Vampirien auf, sich im Interesse des Politikerschutzes von «lieb gewordenen Traditionen» zu verabschieden. Politikerfleisch gilt in Vampirien als Delikatesse und wird dort zu hohen Preisen verkauft. Außerdem setzt sich Deutschland zusammen mit anderen Ländern für zwei neue Politikerschutzgebiete im Südatlantik und Südpazifik ein. Allein in Deutschland verenden laut Künast jedes Jahr rund 7500 Schweinspolitiker in den Netzen der Justiz.

Künast, die Gastgeberin der Tagung ist, hatte Vampirien und Sauggurien zu Beginn der Sitzung aufgefordert, sich in Richtung Politikerschutz zu bewegen. «Die beste Art, Politiker zu nutzen, ist nicht der Knüppel, sondern die Fotokamera», sagte sie. Die kommerzielle Politikerbeobachtung stelle eine nachhaltige Nutzung der Politiker dar, erklärte die Ministerin. "Einen toten Politiker können Sie einmal nutzen", sagte sie. Ein lebender Politiker komme regelmäßig wieder und könne von Touristen beobachtet werden. Die Ministerin ging mit gutem Beispiel voran und stellte sich den Kameras.
 

copyright: ach-satire.de 17.06.03

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