Folgen des Gifts

„Maria, Sie sind ein Opfer des ukrainischen Menschenhändlerrings, wie lange sind Sie schon in Deutschland?"
„Über fünf Jahre.“
„Wie kommt es, daß Sie so gut Deutsch sprechen?“
„Ich mußte mir immer auf der Tribüne des Reichstags die Sitzungen des Bundestags anschauen. Dort saßen ja meine Kunden.“
„Hatten die denn alle die nötige Kraft?“
„Die haben das weiße Pulver genommen.“
„Tatsächlich?“
„Ja natürlich, aber das hätte auch die Öffentlichkeit bemerken müssen.“
„Wieso?“
„Im Euphorisches Stadium, also nach der ersten Bundestagswahl hatten sie ein unheimliches Glücksgefühl. Sie fühlten sich sorglos, verloren soziale Hemmungen, zeigten sich in teuersten Kleidern und rauchten dicke Zigarren vor Leuten, die nicht zu den Begüterten gehören.“
„Was kam dann?“
„Das Rauschstadium. Sie hatten vor allem akustische und auch optische Halluzinationen. Sie dachten, jeder winkt ihnen zu und klatscht Beifall. Aber als sie merkten, daß das nicht so war, bekamen sie Angst vor dem Regieren. Sie unterließen die wirklich wichtigen Reformen, verabschiedeten aber Schwulen-, Lesben- und Prostituiertengesetze.“
„Tatsächlich, man hätte es erkennen müssen.“
„Dann kam das depressives Stadium. Diese dritte Phase ist vor allem durch Antriebslosigkeit gekennzeichnet.“
„Richtig, das war die Politik der ruhigen Hand.“
„Etwas später kamen Angstzustände.“
„Nicht zu glauben, die unbegründete Angst vor dem Irakkrieg.“
„Dann kamen natürlich fürchterliche Schuldgefühle weil man sah, was man angerichtet hat. Sie hatten Deutschland wegen der unterlassenen Reformen an den Rand des Ruins geführt. Das äußerte sich in der Rezession.“
„In welchem Stadium befinden sie sich jetzt?“
„Im aller letzten, Suizidgedanken, also Rücktritt.“
 

copyright: ach-satire.de 21.06.03

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