Nur Luft im Beutel

Als Angela sich wieder aus den Schloß schlich, sah sie etwas zerrauft aus. Ihr Rückzug war nicht so leicht gewesen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Der Weg ins Schloß Neuhardenberg war leicht gewesen. Zwar hatte ein Fischer Netze vor die Türen gehängt, aber für Angela, selbst eine Spinne, war ein solches Netz kein Hindernis. Schnell schlüpfte sie hindurch. Dann war sie zu ihm, dem Fürsten, ins Bett gekrochen. Aber der lag auf dem Rücken und schnarchte. Sie hob vorsichtig die Bettdecke hoch und sah sich an, wessen Geschlechts er war. Sie überlegte hin und her, wie sie ihn wohl wecken könne. Sie selbst war erst vor ein paar Tagen geweckt worden. Und weil ihr dieses Wecken so gut gefiel, wollte sie dieses Spiel unbedingt wiederholen. Jedoch Fürst Gerhard schnarchte und schnarchte. Also hielt sie ihm zart die Nase zu, und dann preßten sich ihre heißen Lippen auf seinen Mund. Und tatsächlich, der Fürst erwachte.
„Bist du es Sandra?“
„Nein, ich bin es, die Angela.“
„Wie bist du denn ins Schoß gekommen?“
„Ich bin durch die Fangnetze hindurch geschlüpft. Allerdings ist mein Schlüpfer hängen geblieben.“
„Oh, hoffentlich findet ihn der Fischer ihn nicht und...“
Mehr konnte der Fürst nicht sagen, Angela küßte ihn zart. Angela schaute derweil heimlich auf seinen Bauch und auch etwas tiefer ging ihr Blick. Aber sie war nicht entzückt, zu ruhig lag des Fürsten bestes Stück. „Oh“ ,dachte sie, „Donner und Blitz, das Ding ist abgenützt.“ Sie aber hoffte weiter auf den ersehnten Regen. Jedoch so viel sie auch küßte, nichts tat sich regen. 
„Nein so wird das nichts“ ,sprach da der Fürst, „du mußt mich erst verzaubern.“
„Wie soll ich das machen? Du hast doch den Zauberstab.“
„Ich leihe dir ihn für eine Weile.“
Also ergriff Angela den Stab und begann mit einem Zauberspruch:
„Tu dich regen, dann kommt Segen.“
Aber als nichts passierte, dachte sie, es läge an dem völlig leeren Beutel, den sie plötzlich entdeckte, dem sie aber bisher keine Bedeutung zugemessen hatte. Also sprach sie:
„Hokus pokus, zack, zack, zack, fülle dich, du schlapper Sack.“
Aber auch dieser Zauberspruch war vergebens. 
„Fürst, was soll ich machen?“
„Versuch es mit etwas Luft.“
„Du meinst mit Pumpen wird es gehen?“
„Ja, für eine kurze Zeit können wir uns dann vergnügen.“
Also blies Angela kräftig in den Sack.
„Oh welches Glück“ ,rief sie, „nun ist er dick!“
Sie setzte sich auf den Fürsten. Aber kaum war das geschehen, zischte es, und der Spaß war vorbei. Der Fürst jedoch gab ihr wütend einen Klaps und rief:
„Nun hat mein Beutel ein großes Loch. Du hast viel zu kräftig gepumpt. Du kannst mit so einem Ding einfach nicht umgehen.“
Fürst Gerhard stand auf und verließ das Schlafgemach. Da hatte Angela bitterlich geweint und sich an den Spruch erinnert: ‚Gehe nicht zum Fürst, wenn du nicht gerufen wirst.‘
 

copyright: ach-satire.de 30.06.03

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